Serverrack

Hausautomatisierung

Ein Smarthome ist mehr als Licht per Smartphone zu schalten. Aus meiner Sicht ist die Hausautomatik erst dann "smart", wenn man sie nicht bemerkt.

Hausautomatisierung mit OpenHAB

Als ich vor ca. 10 Jahren ein Haus gebaut habe, war mir schnell klar, dass ich eine Hausautomatisierung realisieren möchte. Zunächst habe ich dabei FHEM genutzt - ein System, das frei konfigurier- und programmierbar ist und viele Schnittstellen zu Drittanbieter-Hardware bietet. Im Laufe der Zeit kamen viele interessante neue Tools auf den Markt und ich überlegte länger, ob ich den Umstieg wagen soll. Nun gebe ich OpenHAB eine Chance.

Auswahl der Komponenten

Die Hardware für die Hausautomatisierung läuft rund um die Uhr. Schon aus diesem Grund habe ich darauf geachtet, dass sie möglichst lautlos und stromsparend läuft. Der Raspberry bietet da aus meiner Sicht einen ausgezeichneten Kompromiss aus niedrigem Preis, hoher Flexibilität und einem guten WAF (Woman Acceptance Factor), ein Wert, der bei der Planung einer guten Hausautomatisierung nicht zu vernachlässigen ist.

Die FHEM-Lösung lief über viele Jahre relativ stabil auf einem Raspberry B+. Nur "relativ stabil", weil ich diesen zunächst über den USB-Port der direkt daneben an der Wand hängenden Fritz!Box mit Strom versorgt habe. Der Raspberry zieht aber zumindest teilweise mehr Strom als die USB-Spezifikation hergibt, was dann zu einem Absturz des Raspis und der FritzBox führt. 

Für das OpenHAB-Experiment möchte ich auf jeden Fall, dass die FHEM-Lösung weiter läuft, bis OpenHAB mindestens eine gleichwertige Funktion bereitstellt. Ein weiterer Raspberry musste also her, und meine Wahl fiel auf den neuen Raspberry 4 mit einem offiziellen USB-C-Netzteil. 

Schon aus Fairnessgründen verbieten sich also Last-Vergleiche der alten und neuen Lösung. Die FHEM-Lösung war aber zu keiner Zeit gefühlt langsam oder hatte gar Schaltprobleme. Insofern mache ich mir keine Sorgen wegen der Performance.

Dieses Experiment wählt als Softwarebasis OpenHAB. Ich wollte gerne eine OpenSource-Lösung, die auf einer stabilen Community fusst und die möglichst viele Systeme der unterschiedlichen Hausautomatisierungsanbieter ansprechen kann. 

Raspberry PI - meine Basis für das SmartHome

 

Ich habe mit FHEM insbesondere 1Wire-Lösungen, Philips HUE, Osram Lightify und diverse HomeMatic-Sensoren im Betrieb. Zusätzlich gibt es noch einige Geräte, die per FS20 angesprochen werden; weil dieser Standard aber nicht bidirektional arbeitet, könnte ich auf diese verzichten (im Wesentlichen sind das sehr preiswerte Funksteckdosen aus dem Baumarkt, die vom Smarthome geschaltet werden können. Das FS20-System kann aber prinzipiell keine Rückmeldung liefern, ob der Schaltbefehl empfangen wurde, daher sind die Anwendungsmöglichkeiten auf unkritische Dinge beschränkt - z.B. Weihnachtsbeleuchtung einschalten o.ä.).

Neben OpenHAB habe ich auch ioBroker und Home-Assistant in Erwägung gezogen. 

Meine Vision eines intelligenten Hauses

Aus meiner Sicht sind wenige Begriffe so ausgelutscht wie "Smart Home". In den meisten Fällen hat irgendjemand aus dem Marketing beschlossen, dass es sonderlich "smart" sein soll, das Licht im Wohnzimmer mit dem Smartphone einzuschalten. Oder TVs, die nicht nutzbare Apps mitbringen und dafür Umschaltzeiten haben, die einem direkt den Spaß verderben.

All das hat mit meiner Vision eines intelligenten Hauses nichts zu tun. Meine Anforderungen sind: Auch Gäste, die im Haus sind, sollen intuitiv das Licht schalten können, über einen Lichtschalter neben der Tür, wie sich das seit Jahrzehnten bewährt hat. 

Das Haus soll aber auf bestimmte Parameter reagieren: z.B. das Sonnensegel einfahren, wenn es regnet. Das Licht nachts automatisch nur auf 30% dimmen, damit man beim nächtlichen Ausflug in das Badezimmer nicht aus dem Schlaf geblitzdingst wird. Erkennen, dass der Fernseher läuft und automatisch die Lichtstimmung schalten, die wir beim Fernsehen immer nutzen. 

Für die "karierten Maiglöckchen", wenn also etwas ausserhalb der Routine passieren soll, ist das Smartphone als Steuerung akzeptabel, z.B. wenn das Wohnzimmer zu einer Party in Untersee-Blau oder Einhorn-Rosa erstrahlen soll. Aber zu jeder Zeit soll der Druck auf den Lichtschalter etwas erwartbares und sinnvolles bewirken. 

Die meisten Dinge unseres Smarthomes passieren deshalb im Verborgenen; ohne dass es jemand steuert oder im Idealfall auch nur bemerkt. So wird z.B. die kontrollierte Belüftungsanlage abhängig von Jahreszeit, Außentemperatur und Tageszeit automatisch reguliert, um im Sommer möglichst viel kühle und frische Luft ins Haus zu bekommen, wenn alle schlafen. 

Installation

Für die Installation gibt es bei OpenHAB mehrere Möglichkeiten. Sicherlich die einfachste davon ist, das OpenHABian-Image herunterzuladen, auf eine SD-Karte zu flashen und fertig. Entsprechende Anleitungen finden sich direkt auf der OpenHAB-Website, inkl. Verlinkung zu der Software, die zum Flashen benötigt wird.

Ich habe mich dafür entschieden, dass auf dem Raspberry ein Raspbian Linux-System läuft. Wie weiter oben bereits beschrieben möchte ich die notwendige Hardware auf ein Minimum reduzieren; für Raspbian sind z.B. Pakete für ein 1Wire-Filesystem vorhanden, das Steuerungsmodul für die HomeMatic-Komponenten kann eingebunden werden usw. Das alles hilft mir, weitere Controller zu vermeiden. 

Auch die Installation auf einem Raspbian ist ziemlich einfach, wenn man sich mit Linux etwas auskennt. Zunächst einmal wird das System aktualisiert und ein paar wichtige Pakete hinzuinstalliert: 

 

sudo apt-get update
sudo apt-get upgrade

sudo apt-get install screen mc vim git htop

 

Da OpenHAB auf Java basiert, muss das JDK in Version 8 installiert werden. Hierzu ist es notwendig, sich auf der Oracle-Website einen kostenfreien Account zu erstellen. Die Downloadseite findet ihr hier: https://www.oracle.com/java/technologies/javase-jdk8-downloads.html

Für den Raspberry ist  das richtige Paket das Linux ARM 32 Hard Float ABI; nach dem Login könnt ihr das Archiv auf den Rechner herunterladen und z.B. mit scp auf den Raspberry übertragen: 

 

scp jdk-8u241-linux-arm32-vfp-hflt.tar.gz pi@192.168.91.150:

 

Danach auf den Raspberry verbinden und das Paket sauber auspacken: 

 

sudo tar xvzf jdk-8u241-linux-arm32-vfp-hflt.tar.gz -C /opt
sudo update-alternatives --install /usr/bin/javac javac /opt/jdk1.8.0_241/bin/javac 1
sudo update-alternatives --install /usr/bin/java java /opt/jdk1.8.0_0_241/bin/java 1
sudo update-alternatives --config java
sudo update-alternatives --config javac

 

und testen, ob es funktioniert: 

 

java -version
javac -version

 

sollte jeweils die Hauptversion 8 zurückmelden. 

Danach könnt ihr das heruntergeladene Archiv auch wieder löschen: 

 

rm jdk-8u241-linux-arm32-vfp-hflt.tar.gz

 

Schließlich fehlt nur noch OpenHAB selbst: 

 

wget -qO - 'https://bintray.com/user/downloadSubjectPublicKey?username=openhab' | sudo apt-key add -
sudo apt-get install apt-transport-https
echo 'deb dl.bintray.com/openhab/apt-repo2 stable main' | sudo tee /etc/apt/sources.list.d/openhab2.list
sudo apt-get update
sudo apt-get install openhab2
sudo apt-get install openhab2-addons

 

macht das OpenHAB-Repository bekannt und installiert das Paket inkl. den AddOns. 

 

sudo systemctl start openhab2.service
sudo systemctl status openhab2.service

sudo systemctl daemon-reload
sudo systemctl enable openhab2.service

 

registriert OpenHAB als Service (der immer im Hintergrund läuft und automatisch beim Start des Raspberrys gestartet wird). 

OpenHAB schreibt auf der Installations-Website, dass der erste Start bis zu 15 Minuten dauern kann. Bei mir war der Vorgang sehr viel schneller abgeschlossen und OpenHAB meldet sich im internen Netzwerk auf der IP-Adresse des Raspberrys und Port 8080.

 

Im nächsten Teil geht es um die Einbindung von HomeMatic-Komponenten.

 

Kommentare (2)

  • Mirko Seubert
    Mirko Seubert
    am 30.11.2020
    Guten Abend Herr Willmann,
    ich bin auf Ihre Homepage gestoßen und hätte zu Openhab ein paar Fragen.
    Wie es aussieht kennen Sie sich mit diesem Thema mehr als aus!
    Ist es möglich telefonisch mit Ihnen in Kontakt zu treten?

    Mit freundlichem Gruß
    Mirko Seubert
    • Marc Willmann
      Marc Willmann
      am 01.12.2020
      Moin Mirko (ich sag einfach mal Du),

      ich versuch gern zu helfen. Wo hakt es denn grundsätzlich? Vielleicht können wir das ja auch so klären, damit andere Mitleser hier auch was davon haben? :)
      Anonsten einfach mal über das Kontaktformular (oder mail) eine Nachricht mit der Telefonnummer hinterlassen, dann können wir gerne einen Termin vereinbaren.

      Viele Grüße

      Marc

Neuen Kommentar schreiben